Gegen Ende 1943 erhielten die Messerschmitt-Ingenieure
Dr. Hermann Wurster und George Madelung den Auftrag, eine
unbemannte Version der von Dr. Lippisch entwickelten Me 163 zu
bauen, welche funk ferngesteuert gegen die alliierten
Bomberpulks eingesetzt werden sollte. Das von der Oberbayrischen
Forschungsanstalt gebaute Ergebnis war eine verkleinerte Version
des berühmten Abfangjägers Me 163 und startete mit seinen vier
Schmidding Feststoffraketen 109-553 von einer umgebauten 88
mm-Flak-Lafette. Viele Zielverfolgungs- und Lenksysteme wurden
vorgeschlagen und probiert: Konvergente Radarstrahlen,
Fernsteuerung, Infrarot, halbaktives Radar und akustische
Detektoren, koordiniert in einem primitiven Feuerleitcomputer.
Die Prototypen E- 1, E-2, E-3 und E-3b wurden ab August 1944 an
erprobt unter Verwendung von Motoren basierend auf dem Walter Ri
202, einer Starthilfsrakete für Luftwaffenflugzeuge. Die
Produktionsversion der E-4 sollte durch einen sehr starken
Konrad DVK-Motor mit vereinfachter Wartung angetrieben werden.
Bei Kriegsende war eine Gesamtstückzahl von 60 Enzian aller
Bauarten hergestellt worden, davon 28 des Typs E-4. Die
Komplexität und das Fehlen einer genauen Projektdefinition
verhinderten die rechtzeitige Massenproduktion, um noch zum
Einsatz zu kommen. Auch eine verbesserte Version war in der
Planung. Es wäre die E-5 geworden mit Überschallcharakteristik,
kam jedoch über das Projektstadium nicht hinaus. Ein weiteres
daraus entwickeltes Modell kleineren Maßstabs, die E-6, war als
Panzerabwehrrakete mit Drahtlenkung gedacht, wurde aber
ebenfalls nicht verwirklicht. (Alle Bilder; Enzian E1) |